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Medizin

Ja, auch die Medizin ist ein wesentlicher Bestandteil der theoretischen Tauchausbildung. Jeder Taucher sollte wenigstens annähernd wissen, wie die für das Tauchen relevanten Organe des Körpers funktionieren und wie sie auf Druckänderungen reagieren. Aber auch Erste Hilfe ist Bestandteil der Ausbildung - nur für den Fall, dass doch einmal etwas passieren sollte.

Hammer, Amboss, Steigbügel

Ohr

Was so klingt, als befänden wir uns in einer Schmiede, sind in Wahrheit drei kleine Knöchelchen in Deinem Ohr. Schauen wir uns Dein Ohr doch mal genauer an:

Wie hört ein Mensch. Schall ist nichts anderes als schwingende Luft. Diese Schwingungen gelangen durch den Gehörgang zum Trommelfell. Von Dort werden sie über die drei kleinen Knöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel an die Hörschnecke weitergegeben. In dieser befinden sich viele kleine Flimmerhärchen, die die Schwingungen aufnehmen und über den Hörnerv Signale an das Gehirn senden. Das Gehirn wertet diese Signale aus - wir hören.

Die Bogengänge sind das Gleichgewichtsorgan des Menschen. Ohne Sie wären wir nicht in der Lage aufrecht zu gehen - bzw. ohne sie könnten wir überhaupt nicht gehen. Sie teilen dem Gehirn auch bei geschlossenen Augen mit, in welcher Lage bzw. Position sich der Körper befindet.

Entscheidend für's Tauchen, ist das Trommelfell. Tauchen wir ab, erhöht sich der Druck am Außenohr. Dadurch wird das Trommelfell immer weiter nach innen gedrückt, was irgendwann schmerzhaft wird. Um das auszugleichen muss man in dem Hohlraum mit Hammer, Amboss und Steigbügel den Druck solange erhöhen, bis das Trommelfell wieder gerade steht.

Eine Variante, das zu erreichen, ist das sogenannte Valsalva-Manöver. Dabei versucht man durch die mit den Fingern zugehaltene Nase auszuatmen. Da die Luft nicht durch die Nase raus kann, wird sie durch die Ohrtube, die sogenannte Eustach'sche Röhre, in genau diesen Hohlraum gedrückt. Der Druck erhöht sich und das Trommelfell steht wieder gerade.

Übrigens: Der Steigbügel ist der kleinste Knochen im menschlichen Körper!

Schwimmbad-Blackout

Schwimmbad-Black-out

Der Schwimmbad-Blackout ist eine plötzlich eintretende Bewusstlosigkeit, der fast immer eine Hyperventilation voraus geht. Unter Hyperventilation versteht man sehr schnelles und tiefes atmen. Der Schwimmbad-Blackout heißt so, weil er am häufigsten im Schwimmbad während des Streckentauchens auftritt, also dem Tauchen mit angehaltener Luft (Apnoe). Macht man den Fehler und hyperventiliert vor dem Streckentauchen, weil man sich mit Luft "vollpumpen" will, ist der Schwimmbad-Blackout ziemlich sicher. Was passiert aber nun genau?

Die untere blaue Linie in nebenstehendem Diagramm ist die Blackout-Schwelle. Wenn der Sauerstoffgehalt im Körper diese Schwelle unterschreitet, wird der Mensch schlagartig bewusstlos.

Die obere blaue Linie ist die Atemreizschwelle. Überschreitet der Kolendioxidgehalt im Körper diese Schwelle, holt der Mensch automatisch Luft. Die zwei grauen Linien sind der Normalzustand. Sauerstoff (O2) wird im Körper verbraucht, Kolendioxid (CO2) ensteht. Im Normalfall holt man Luft (oberer Punkt), bevor man bewusstlos wird (unterer Punkt).

Durch das Hyperventilieren wird die graue CO2-Kurve zur roten CO2-Kurve verschoben. Wie man sieht wird der Luftholreflex nicht ausgelöst, weil die rote CO2-Kurve die Atemreizschwelle gar nicht erst erreicht. Man wird bewusstlos, noch bevor man das Gefühl hat, Luft holen zu müssen.

Das eine Bewusstlosigkeit unter Wasser lebensgefährlich ist, braucht wohl nicht erwähnt zu werden.

Der Dekostopp

Bei einem Dekostopp bleibt der Taucher für eine gewisse Zeit auf einer bestimmten Tiefe, er muss sozusagen dort warten. Aber worauf?

Unsere Luft besteht zu 78 % aus Stickstoff. Dieses Gas ist teilweise auch in unserem Körper gelöst. Wer damit nichts anfangen kann - es ist etwa so, als würde man Zucker in Wasser auflösen. Dieser gelöste Stickstoff ist überall in unserem Körper, im Blut, in den verschiedenen Geweben, im Fett und in den Knochen.

Im Bereich Physik hatten wir ja gesagt, das der Druck mit zunehmender Tauchtiefe immer größer wird. Nun hat ein Wissenschaftler namens William Henry gesagt, dass die in einer Flüssigkeit gelöste Gasmenge in direktem Verhältnis zum Druck steht. Mit anderen Worten, steigt der Druck, steigt auch die Menge des gelösten Stickstoffs.

Wenn der Druck beim Auftauchen wieder geringer wird, muss der gelöste Stickkstoff wieder aus dem Körper raus. Würde ein Taucher, der lange Zeit in großer Tiefe war, schlagartig auftauchen, würde in seinem Körper etwa das gleiche passieren, wie in einer Mineralwasserflasche, die man aufdreht - es würden Gasblasen entstehen. Und Gasblasen im Blut sind recht ungesund. Um dem Körper genügend Zeit zu geben, diesen Stickstoff über die Lunge abzutransportieren, muss ein Taucher bestimmte Tiefenstopps einhalten - die sogenannten Dekostopps.